Zürcher Kantonalbank – Kundenhalle, Winterthur

Zürcher Kantonalbank – Kundenhalle, Winterthur

Die grosse und repräsentative Filiale der Zürcher Kantonalbank in Winterthur wurde 1977 bis 1981 nach den Plänen des bekannten Architekten Ulrich Julius Baumgartner erbaut. Der markante Bau ersetzte einen Vorgängerbau aus dem 19. Jahrhundert und integrierte sich durch seine Gliederung in die historische Altstadt. Der Architekt und Professor Baumgartner war beeinflusst von Frank Lloyd Wright und gestaltete das Gebäude Innen wie Aussen sehr detailreich und mit grossem architektonischen und handwerklichen Geschick. Er verwendete für diesen Bankneubau sehr edle und ausgesuchte Materialien: finnischer Naturstein „Bruno Baltico“ für die Fassade und die Böden im Erdgeschoss, Messing und Bronze für die Fenster und Schlosserarbeiten und Elsbeer-Holz für die Schreinerarbeiten und Schalteranlagen.
Das Gebäude war 2021 zu Planungsbeginn -  vierzig Jahre nach Erstellung - noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Im Rahmen der Planungsarbeiten wurde das bisherige denkmalpflegerische Inventarobjekt unter Schutz gestellt und ist heute das jüngste Denkmalschutzobjekt in Winterthur.

Die Bankenwelt und gesellschaftlichen Ansprüche an eine Bank haben sich in den letzten vierzig Jahren grundsätzlich verändert. Zur Bauzeit der neuen Kantonalbank in Winterthur waren Diskretion und Repräsentation noch die wichtigsten Ansprüche an ein Bankgebäude. Der Bargeldbezug konnte nur am Bankschalter erfolgen. Heute hat das Bargeld zugunsten der digitalen Zahlungsmittel markant an Bedeutung verloren, die alltäglichen Bankgeschäfte erfolgen über das Internet oder Smartphone. Bargeld wird fast nur noch über Bankomaten bezogen.
Die Anforderungen an eine Bankfiliale haben sich diametral verändert. Im Zentrum stehen Offenheit und Transparenz, die Kundenbetreuung erfolgt niederschwelliger und das Bankgeschäft soll ein Erlebnis bieten.

Entsprechend wurde die Erdgeschosshalle der ZKB Winterthur grundlegend neu konzipiert. Die Schalteranlagen, die die Kundinnen und Kunden von den Bankangestellten trennten, wurden entfernt. Im Erdgeschoss wurde eine grosse offene Halle gebaut, die von allen drei Strassenseiten einsehbar ist und über die beiden bisherigen Übereckeingängen betreten werden kann.
Die Besucherseite der alten Halle wurde sorgfältig und aufwändig denkmalpflegerisch restauriert und technisch auf den heutigen Stand gebracht. Im ehemaligen Schalterbereich wurde die Halle baulich und gestalterisch mit den vorhandenen Bauteilen und Materialen des Bestandes aus Elsbeer und finnischem Granit „Bruno Baltico“ neu ausgebaut. So entstand eine neue Kundenhalle, die wie aus einem Guss wirkt, aber aus zwei Bauepochen (Bauzeit 1981 und Umbau 2022) stammt. Die gesamte vom Architekten-Kollektiv umgebaute Halle und deren Ausbau ist heute Bestandteil des denkmalpflegerischen Schutzumfangs.

Die neue Bankkonzept und die Gestaltung der Möblierung der Halle hat die ZBK zusammen mit dem Londoner Büro Dalziel & Pow entwickelt. Es ist flexibel und anpassbar und schafft verschiedene offene Zonen. So findet man heute in der Bank eine Espresso-Bar, eine Boutique, Beratungsbereiche und ein Forum für Veranstaltungen. Geld können Kund:innen ausschliesslich am Bancomaten beziehen, wenn nötig mit Unterstützung der Bankangestellten. Ein 24-h Bereich, der Tagsüber in die Halle integriert ist, sichert den Bargeldbezug rund um die Uhr.

Die neue ZKB Winterthur ist ein Flagship-Projekt der ZKB. Es wird laufend evaluiert und weiterentwickelt und ist ein Pilotprojekt für alle anderen Filialen der ZKB im Kanton, die in den kommenden Jahren umgebaut werden. 

Info

Projektnummer: 20-13
Planungsstart:
 Herbst 2020
Eröffnung: Juni 2022
Bauherrschaft: Zürcher Kantonalbank
Konzept/Corporate Identity: Dalziel & Pow, London 
Architektur: Architekten-Kollektiv AG
Bauleitung: Bovet Bauen und Beraten GmbH, W'thur
Bauingenieur: Dr. Deuring & Oehninger AG, Winterthur
E-Planung: Edelmann Ingenieurbüro AG, Thalheim
HLKS-Planung: Planelement GmbH, Winterthur
Fotos: Christian Schwager, Winterthur


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